Dr. Ulrich Bausch fordert neue Friedenspolitik - Ausstellung „Hiroshima und die Folgen eines Atomschlags“ zeigt verheerende Konsequenzen atomarer Aufrüstung
Anlässlich des Internationalen Weltfriedenstages am 21. September 2025 setzten die NaturFreunde Rottweil gemeinsam mit dem NaturFreunde-Bezirk Schwarzwald-Baar-Alb, der BIürgerinitiative für eine Welt ohne atomare Bedrohung, dem regionalen Friedensbündnis Villingen-Schwenningen sowie dem DGB Rottweil ein deutliches Zeichen für Dialog, Abrüstung und ziviles Engagement. Zahlreiche Besucher*innen folgten der Einladung ins Naturfreundehaus Jungbrunnen. An diesem Tag verwandelte es sich in einen Ort der Begegnung, des Nachdenkens und der Zuversicht.
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Gisela Burger, der Vorsitzenden der NaturFreunde Rottweil. Danach folgte ein Vortrag von Dr. Ulrich Bausch, Medien- und Politikwissenschaftler, Geschäftsführer der Volkshochschule Reutlingen sowie Mitgründer der bundesweiten Friedensinitiative „Aufbruch zum Frieden“.
Bausch kritisierte sowohl Russland als Aggressor als auch die westlichen Staaten für eine Serie von Fehlannahmen, die zur Eskalation beigetragen hätten – von der NATO-Osterweiterung über Fehleinschätzungen Putins bis hin zum Irrglauben, Sanktionen oder Waffenlieferungen könnten den Konflikt nachhaltig beenden. „Dieser Krieg ist militärisch nicht zu gewinnen“, zitierte er den US-General Mark Milley und warnte vor einem „Krieg aus Versehen“ infolge zunehmender Eskalationsspiralen.
Mit Nachdruck forderte er Verhandlungen unter Einbeziehung russischer Sicherheitsinteressen, unabhängig davon, wie man diese bewertet. Bausch plädierte für eine strikte Unterscheidung zwischen Verteidigungs- und Offensivrüstung sowie für eine Rückkehr zu Rüstungskontrolle und vertrauensbildenden Maßnahmen. Andernfalls drohe ein Krieg mit unabsehbaren Folgen – auch atomarer Art.
Ein weiterer Schwerpunkt seiner Rede war die Rolle der USA in der NATO-Politik seit den 1990er-Jahren, insbesondere das Agieren der amerikanischen Rüstungsindustrie. Bausch untermauerte seine Thesen mit zahlreichen historischen Belegen und Quellen, darunter Aussagen von George Bush senior, James Baker und Erkenntnissen aus dem National Security Archive der Georgetown University.
Abschließend sprach Bausch auch zur Situation im Nahen Osten. Er verurteilte das Massaker der Hamas, wies jedoch darauf hin, dass die langjährige Politik von Benjamin Netanjahu, einschließlich der bewussten Schwächung einer Zwei-Staaten-Lösung, zur Eskalation beigetragen habe. Solidarität mit Israel dürfe nicht mit Solidarität mit Netanjahu verwechselt werden, so sein Appell.
Mit seinem leidenschaftlichen Plädoyer für eine verantwortungsvolle Friedenspolitik bot Dr. Bausch nicht nur Analyse, sondern auch Orientierung – in einer Zeit, in der viele Menschen verunsichert sind. Sein Auftritt wurde mit großem Beifall aufgenommen und regte im Anschluss zu angeregten Diskussionen an.
Ein eindrucksvolles Friedensgedicht, das im Anschluss vorgetragen wurde, rundete den inhaltlichen Teil einfühlsam ab. Eindrucksvoll war ebenfalls die Ausstellung „Hiroshima und die Folgen eines Atomschlags“, die das Friedensbündnis Villingen-Schwenningen präsentierte und die verheerenden Konsequenzen atomarer Aufrüstung vor Augen führte. Auch das Friedensbündnis Esslingen war mit Vertreter*innen vor Ort und beteiligte sich am Austausch.
Für den musikalischen Rahmen sorgten Lynda Cullen & Dos Mundos. Für das leibliche Wohl war mit regionalem Bio-Essen, frisch gebrühtem Kaffee und einer großen Auswahl an selbst gebackenem Kuchen gesorgt. Eine liebevoll betreute Bastelecke für Kinder lud zum kreativen Mitmachen ein.
Mit dem Tag der NaturFreunde setzten die Veranstalter ein klares Zeichen für Frieden, Zusammenhalt und politisches Verantwortungsbewusstsein – ganz im Sinne der NaturFreunde-Tradition: Bereits 1959 führte die Naturfreundejugend den ersten – damals noch inoffiziellen – Ostermarsch unter dem Motto „Kampf dem Atomtod“ in Deutschland durch. Seither verbinden sie ihr ökologisches Engagement konsequent mit dem Einsatz für Frieden und soziale Gerechtigkeit.